Workshop LKW-Rettung

 

In den vergangenen Jahren wurden die Feuerwehren des Landkreises Northeim immer häufiger zu schweren Verkehrsunfällen, an denen Lastkraftwagen beteiligt waren gerufen. Die Abarbeitung solcher Einsätze stellt die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst immer vor eine große Herausforderung. Hierzu sind nicht nur die Fahrzeuge und die Gerätschaften durch die Kommune auf dem neuesten Stand der Technik zu halten, sondern auch die Einsatzkräfte haben sich fortzubilden. Die Schwerpunktfeuerwehr Bad Gandersheim führt hierzu neben dem normalen Ausbildungs-und Übungsdienst noch zusätzliche Workshops zu verschiedenen Aufgabengebieten an. Am vergangenen Sonnabend den 10.Mai 2014 wurde durch die Ausbilder Michael Brackel und Tizian Nobel ein ganztägiger Workshop LKW-Rettung und Training am TRT 7000 durchgeführt. Der TRT 7000 von Dräger ist eine vom Landkreis Northeim für die Feuerwehren angeschaffte mobile LKW-Übungsanlage. Mit der LKW-Übungsanlage haben die Rettungskräfte die Möglichkeit realitätsnah im Praxis-Training sicher und ohne großen Aufwand auf komplexe LKW-Unfallszenarien vorbereitet zu werden. Im theoretischen Teil des Workshops wurden die patientenorientierte Rettung mit dem Zeitmanagement und die Besonderheiten bei einer LKW-Rettung angesprochen. Wie bei allen Einsätzen, wo Menschenleben in Gefahr ist, zählt für die Einsatzkräfte jede Sekunde. Bei der Rettung von Verletzten aus Unfallfahrzeugen spielt die Zeit eine wesentliche Rolle. Damit die Rettungskräfte eine grobe Vorgabe haben und nicht zu verschwenderisch mit der Zeit umgehen, gibt es die “Golden Hour of Shock”. Diese Stunde stellt aber keine starre Richtzeit dar, die auf keinen Fall überschritten werden darf, sondern lediglich ein Ziel, das so gut wie möglich erreicht werden sollte. Das erklärte Ziel der Golden Hour of Shock ist es, dass der Patient spätestens eine Stunde nach dem Unfallhergang in der Klinik ankommt, damit die Wahrscheinlichkeit einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes möglichst gering bleibt. Die Rettungsorganisationen arbeiten nach einem einheitlichen internationalen Standard, so dass Einsatzkräfte aus verschiedenen Rettungsdiensteinheiten problemlos zusammenarbeiten können. Bei LKW-Unfällen finden die Einsatzkräfte jedoch oft große unübersichtliche Einsatzstellen vor. Umso mehr ist bei LKW-Unfällen Teamarbeit und der Austausch von erschöpften Einsatzkräften erforderlich, denn es handelt sich im Gegensatz zu PKW-Unfällen um höhere Höhen, in denen gearbeitet werden muss. Zudem sind die Fahrerhäuser kippbar. Auch die Art und die Menge der Ladung spielt für die Einsatzabarbeitung eine wesentliche Rolle, gerade, wenn es sich um Gefahrguttransporte handelt. Die Menge an Betriebsstoffen kann bis zu 1600 Litern Diesel betragen und die Wrackteile sind größer und stabiler. Bei den ausländischen Fahrzeuglenkern ohne Deutschkenntnisse kommt noch das Sprachproblem hinzu. Nach dem Verkehrsunfallkonzept der Schwerpunktfeuerwehr Bad Gandersheim und dem Rettungsdienst werden sich noch zur Verfügung stehende Einsatzkräfte hockend im Bereich des äußeren Ablageplatzes aufhalten. So erfolgt eine sichtbare Unterscheidung zwischen bereits eingesetztem und noch zur Verfügung stehendem Personal. Auf dem Ablageplatz werden bei einem LKW-Unfall zusätzlich Baustützen groß, Spanngurte, Unterlegkeile groß, CO2-Löscher, die Säbelsäge, die Steckleiter und die Plattform bereit gelegt. Nach dem wetterunabhängigen Aufbau der Ausbildungsanlage begann der Praxisteil. In jeweils zwei Durchgängen hatten die insgesamt 16 teilnehmenden Kameradinnen und Kameraden die Möglichkeit an der mobilen LKW-Übungsanlage zu arbeiten. Zunächst wurde das Fahrzeug mit zwei großen Unterlegkeilen gegen ein Wegrollen gesichert und das Führerhaus gegen ein abkippen mit Spanngurten und Holzplättchen zwischen Rahmen und Führerhaus gesichert. Parallel hierzu wurden Öffnungen in die Front- und Seitenscheibe des Führerhauses geschnitten. Ein Trupp stellte eine Öffnung durch die Rückseite des Fahrerhauses her. Zwischen Fahrerkabine in der Tür wurde eine Öffnung zum Anbringen einer Arbeitsleine geschaffen und die Tür hieran angebunden. Auf der Beifahrerseite standen nur zwei Kameraden, die mit der Arbeitsleine die etwa 80 Kilo schwere Tür gegen ein unkontrolliertes Abrutschen sicherten. Mit dem hydraulischen Spreizer wurde nun die Tür herausgedrückt. An verschiedenen Stellen wurden anschließend Schnitte mit der hydraulischen Schere gesetzt, um im weiteren Einsatzverlauf das Fahrerhaus mit den hydraulischen Stempeln auseinander zu drücken. Nun war zu der verunfallten Person ein so großer Zugang geschaffen, dass die Person mit vereinten Kräften auf der Schaufeltrage aus dem LKW gerettet werden konnte.Wieder einmal verging ein informativer und interessanter Workshop viel zu schnell. Die Teilnehmenden sprachen sich für eine Fortsetzung dieser zusätzlichen Ausbildungseinheiten aus. Ein besonderer Dank geht an den Landkreis Northeim für die Beschaffung des TRT 7000 und an die Ausbilder Michael Brackel und Tizian Nobel.

 

Text & Fotos: Kai-Uwe Roßtock (Kreis-Presse)